Festival 2007

Das war sicht:wechsel 2007

Creation Ephémère/FR - ZOLL

Das 1. Internationale inklusive Kulturfestival sicht:wechsel!

Nach zweijähriger Vorarbeit fand von 22. – 30. Juni 2007 unter dem Titel sicht:wechsel in Oberösterreich erstmals ein großes internationales Kulturfestival statt, das Kunst und Ästhetik von Menschen mit Beeinträchtigung einem breiten Publikum vorstellte. Damit eröffneten sich ganz neue Perspektiven. Menschen mit Handicaps wurden in die Mitte der Gesellschaft geholt und erfuhren jene Aufmerksamkeit und jenen Respekt, die ihnen zustehen und die sie verdienen. Mit dem 1. inklusiven Kulturfestival sicht:wechsel setzte Oberösterreich einen wichtigen Impuls im Bereich der Integration und Förderung von Menschen mit Beeinträchtigung. Das bedeutete nicht nur die Sicherstellung des barrierefreien Zugangs zu den kulturellen Angeboten, sondern auch die aktive Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigung in ihrem kulturellen Selbstverständnis und in ihrem kreativen Ausdruck.

Die Szene der sonst wenig Sichtbaren trat neun Tage lang mit Theater, Musik und Kunst ins Rampenlicht. In zwei Zelten an der Donaulände, in verschiedenen Theatern, Kultureinrichtungen und an öffentlichen Plätzen der Stadt wurde eine neue Facette künstlerischer Leistungen in Linz vorgestellt. Neun Tage künstlerische Präsenz von sicht:wechsel in Linz waren neun Tage spannendes Theater, neun Tage kreative Eigenerfahrung, Tage mit Erfahrungsaustausch und Diskussion, Tage zum Staunen über Vielfalt und Originalität besonderer Menschen.

Die künstlerische Leiterin des Festivals, Frau Prof. Elisabeth Braun setzte bei der Wahl der eingeladenen Theatergruppen und Ensembles auf Vielfalt: Auf dem Programm standen Theaterstücke ganz ohne oder mit Sprache, Aufführungen österreichischer Ensembles oder großer bekannter integrativer Ensembles aus Hamburg, Millau, Berlin, Zürich, experimenteller Tanz mit hör- und bewegungsbeeinträchtigen Tanzenden und  als musikalisches Highlight ein Schlagzeugkonzert mit Evelyn Glennie im Linzer Posthof. In Ausstellungen wurde die Kreativität und Eigenständigkeit von Kunstschaffenden mit Beeinträchtigung aus ganz Österreich sichtbar. Kulturelle Integration konnte in Workshops aktiv erfahrbar gemacht werden und das Symposion „Kreativität woher – Kunst wozu?“ gab ausreichend Gelegenheit zu Fragen und Diskussion.

Höhepunkte des umfangreichen und vielfältigen Festivalprogrammes waren u.a. die beiden Auftritte der französischen Compagnie Création Ephémère mit ihrem poetischen und berührenden Antikriegsstück ZOLL und der beeindruckenden Straßentheaterproduktion LA RUE BLANCHE. Das Theater Reutlingen DIE TONNE zeigte ihre wunderbare REVUE FATAL und das Berliner Ensembles des Theater RambaZamba konnte mit ihrer unglaublich frechen und vor Selbstbewusstsein strotzenden WEIBEREVUE das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Das Ensemble des Blaumeier-Ateliers aus Bremen brachte mit der Uraufführung ihrer SUITE ELISABETH musikalisch die Turbulenzen um die Heilige Elisabeth und ihre Namensschwestern Sissi, Liz Taylor und Elisabeth I. erfolgreich auf die Bühne. Die Theaterwerkstatt Eisingen zeigte nicht nur das berührende Tanztheater LIBEBE = EIN SELTSAMES SPIEL, sondern umrahmte auch den sonntäglichen Gottesdienst in der Pfarrkirche Alturfahr mit ihrem beeindruckenden RIEMENSCHNEIDER PROJEKT. Und von den außergewöhnlichen schauspielerischen Leistungen der Schauspieler*innen des Schweizer Theater HORA konnte man sich am letzten Festivaltag in ihrer Improtheaterproduktion DIE LUST AM SCHEITERN überzeugen.

Aber auch die heimischen Ensembles konnten mit ihren aufwändigen und bestens gearbeiteten Produktionen das Publikum begeistern: So brachte das Theater Malaria des Diakoniewerkes Gallneukirchen mit FALLOBST VOM OLYMP – SUCHE:HELDEN! Ihre eigene Vorstellung der griechischen Götter zur umjubelten Uraufführung. Tankred Dorsts Stück KORBES wurde vom kuk-theater der Pro mente OÖ ebenfalls erfolgreich zur Uraufführung gebracht. Das KrautundRuam Theater des Instituts Hartheim setzte sich in ihrem Stück MOTTEN IM PARADIES  mit einem traurigen Kapitel der Geschichte des Instituts auseinander. Das Ensemble der vorwiegend aus hörbeeinträchtigten Tänzer*innen bestehenden tanzfabrik-wien zeigte ihre Tanztheaterproduktion MEMBRAN-GEFÜHLE IN BEWEGUNG. Und das Linzer Theater Essellissimo gestaltete mit HOTEL SEHNSUCHT eine unterhaltsame Rundfahrt mit der Pöstlingbergbahn am Rande der Normalität.

Von den insgesamt fünf verschiedenen Ausstellungen, die im Rahmen des Festivals gezeigt wurden,  ragte neben der großen von Frau Prof.Angelica Bäumer/Wien zusammengestellten Ausstellung  ART BRUT – Bilder aus einer anderen Wirklichkeit im OÖ Kulturquartier/Ursulinenhof bzw. im  Neuromed Campus (vormals Wagner Jauregg) besonders die tägliche Wechselausstellung WECHSEL:BLICK in den stillgelegten Räumlichkeiten des Modehaus Derflinger in Linz heraus.

Zahlreiche kleine Zusatzveranstaltungen, Diskussionen, Workshops, eine Filmreihe und ein ganztägiges Symposion rundeten das überaus vielfältige und umfangreiche Programm ab, das von mehr als 7.000 Besucher*innen begeistert aufgenommen wurde. Die von sicht:wechsel symbolisch ausgesprochene Einladung, mit dem Festival einen Perspektivenwechsel zu versuchen und die Kunst „Benachteiligter“ kennen zu lernen, wurde mit großem Interesse und Offenheit für Neues angenommen. Das lässt für die Zukunft hoffen.

Ein herzliches Dankeschön an
  • die Subventionsgeber Land OÖ/Kultur, Stadt Linz, Sozialabteilung des Landes OÖ, BKA
  • die vielen Sponsoren, Paten und Kooperationspartner
  • die Verantwortlichen der Spielstätten Landestheater Linz, OÖ Kulturquartier, Posthof, Neuromed Campus, PH des Bundes, und der zahlreichen kleineren Gastspielstätten
  • dem Kulinarium  Linz des Diakoniewerkes
  • die zahlreichen Mitarbeiter*innen des Festivals

und vor allem an die 394 mitwirkenden Künstler*innen, ohne die dieser Erfolg nicht möglich wäre

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