Vorwort spiel:räume

Die Beschäftigung mit Kunst und Kultur, die Auseinandersetzung mit kreativen Prozessen und das Reflektieren gesellschaftlicher Entwicklungen gehören zu den wichtigsten Voraussetzungen für ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben. Im Entdecken der eigenen Kreativität öffnen sich neue Perspektiven und Sichtweisen, die ganz wesentlich dazu beitragen können, unser Zusammenleben respektvoll zu gestalten und unseren Wahrnehmungshorizont zu erweitern. Dies gilt für alle Menschen, unabhängig von Beeinträchtigung und sozialem Status.

Ausbildung, Weiterbildung und Professionalisierung der heimischen inklusiven Kunst- und Kulturszene sind seit jeher wichtige Themen in der Kulturarbeit des Vereins Integrative Kulturarbeit. Im Artikel 24 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen heißt es zum Thema Bildung, dass sich die unterzeichnenden Staaten dazu verpflichten, „ein integratives (inklusives) Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen“ für Menschen  mit Beeinträchtigung zu gewährleisten. Obwohl auch Österreich diese Konvention unterzeichnet hat, gibt es hierzulande aber kaum Ausbildungs- bzw. Weiterbildungs- angebote für Künstler:innen mit Beeinträchtigung an den verschiedenen heimischen Kunstschulen.  Daher besteht seit vielen Jahren der Wunsch, mit Fortbildungsangeboten die vorhandenen kreativen Fähigkeiten zu vertiefen und mit neuen künstlerischen Ausdrucksformen zu erweitern.

Diesem Wunsch möchte der Verein Integrative Kulturarbeit entsprechen und veranstaltet erstmals von 18. bis 22.September 2023 die inklusive Kunstakademie SPIEL:RÄUME, bei der namhafte Künstler:innen und Lehrende eine Woche lang sowohl mit Anfänger:innen als auch mit Erfahrenen in den verschiedensten Kunstgattungen neue künstlerische Ausdrucksformen und Arbeitsweisen erarbeiten. Vertiefung und Erweiterung des kreativen Potentials der Künstler:innen mit Beeinträchtigung, Austausch und Vernetzung mit anderen Künstler:innen und Kunstgattungen sowie Reflexion über die kreativen Prozesse werden im Mittelpunkt dieser intensiven Arbeitswoche stehen.

Mit der Kunstakademie SPIEL:RÄUME setzt sicht:wechsel einen wichtigen Impuls zur aktuellen Diskussion über bessere Bildungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung, der für Lehrende und Teilnehmer:innen gleichermaßen entscheidende Erfahrungen und Erkenntnisse für zukünftige Entwicklungen liefern wird.

Als Kooperationspartner konnten sowohl die Anton Bruckner Privatuniversität für die Bereiche Theater, Tanz und Musik als auch die Kunstuniversität Linz für alle Angebote im Bereich Bildende Kunst gewonnen werden. Das Thema Inklusion im universitären Kontext wird an den Universitäten seit einiger Zeit intensiv diskutiert, was dazu geführt hat, dass sich die Universitäten mit ihren Angeboten immer mehr auch für Menschen mit Beeinträchtigung öffnen möchten.  Daher bleibt die Kooperation nicht nur auf das Bereitstellen von barrierefreien Räumen beschränkt, sondern dem lehrenden Personal der Universitäten wird auch die Möglichkeit geboten, ihre pädagogisch didaktischen Erfahrungen um eine zusätzliche wichtige Facette zu erweitern. Dadurch ist nicht nur gewährleistet, dass die Angebote der sicht:wechsel Akademie auf anspruchsvollem, professionellem Niveau stattfinden können, sie kann auch beispielgebend sein für weitere Aktivitäten in Richtung Öffnung der Kunstschulen für Menschen mit Beeinträchtigung in ganz Österreich. Bei entsprechendem Erfolg 2023 könnte die sicht:wechsel Akademie zu einer ständigen Einrichtung werden und damit nachhaltig die künstlerischen Aus- und Weiterbildungsangebote für Menschen mit Beeinträchtigung verbessern.

Dass die Akademie heuer erstmals durchgeführt werden kann, verdanken wir neben den Förderungen von Land OÖ, Stadt Linz und Bundesministerium für Kunst und Kultur auch der großzügigen Zuzahlung durch den Verein LICHT INS DUNKEL. Dank dieser Unterstützung haben 450 Künstler:innen mit und ohne Beeinträchtigung die Möglichkeit, aus einem vielfältigen Angebot von insgesamt 25 ganz unterschiedlichen Workshops wählen zu können. Und das Beste daran: Alle Workshops können dadurch den interessierten Teilnehmer:innen kostenlos angeboten werden.

Daher möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bei allen Förderern und Unterstützern, allen Kooperationspartner und Multiplikatoren und bei den vielen Künstler:innen, die sich als Dozent:innen und Workshopleiter:innen zur Verfügung stellen, bedanken. Vielleicht kann das gemeinsame inklusive Arbeiten unterschiedlicher Gruppen an künstlerischen Inhalten ein wenig dazu beitragen, vorhandene Vorurteile und Barrieren abzubauen und zu mehr gegenseitiger Wertschätzung und Begegnung auf Augenhöhe führen.

In diesem Sinn wünsche ich allen Teilnehmer:innen und Dozent:innen der Akademie eine schöne, intensive und vor allem bereichernde Arbeitswoche.


Alfred Rauch
Leitung sicht:wechsel

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